Vorwort
Schrecken Sie auch immer wieder Meldungen auf, dass sich Nachbarn bis auf Messers Schneide bekämpfen, ja sogar gegenseitig umbringen? Streit unter Nachbarn ist so allgegenwärtig wie Regen und Sonnenschein – ja auch in diesen Extremen. Wir streiten uns über Lärm und zu hohe Zäune, Laub oder Obst, den lauten Hund, das tobende Kind – ja fast über alles, wenn´s nur vom Nachbarn kommt.
Wohl gemerkt: Es ist nicht die Regel. Es geht auch anders – eine gute und gedeihliche Nachbarschaft als Win-Win-Situation, von der alle etwas haben. Man hilft sich gegenseitig und weiß einen verlässlichen Partner an seiner Seite. Aber das muss erst einmal durch gegenseitigen Respekt und Vertrauen hart und lange erarbeitet werden.
Das Zauberwort bei allem ist „hinwegsehen“. Es meint, nicht alles auf die Goldwaage zu legen, nicht überall nach dem Haar in der Suppe zu suchen, manche für einen selbst unangenehmen Dinge einfach mal übersehen – getreu der Devise: Leben und leben lassen. Wenn wir nämlich mental weniger auf den Nachbarn fixiert sind, sondern mehr bei uns selbst bleiben, fällt uns doch der Splitter im Auge des Anderen gar nicht mehr auf.
Ein weiteres Schlüsselwort für ein gutes nachbarschaftliches Auskommen ist Empathie. Wie meint er das nun? Hat er absichtlich Krach gemacht, um mich zu ärgern, oder freut er sich nur wahnsinnig über seine Gäste und die gelungene Party? Oder fragen Sie sich doch selbst einfach öfter mal: Nerve ich nicht auch mit meinem Verhalten manchmal die Nachbarn? Versetzen Sie sich in die Lage Ihres Nachbarn und seien Sie mal so richtig selbst Nachbar – wie kommt Ihnen dann Ihr eigenes Verhalten vor?
Damit sind Sie bereits mitten im Thema. Sie wollen nicht die Fehler wiederholen, die Millionen Menschen schon in bittere Feindschaft getrieben haben. Sie suchen gute Beziehungen zu Ihren Nachbarn. Damit Ihnen das auch gelingt, haben Sie diesen Ratgeber. Er hilft Ihnen über die Klippen von Streit und Eifersucht, Neid und Habgier. Denn letztlich hat doch der mehr vom Leben, der mit seinen Mitmenschen gut auskommt und Freundschaften pflegt. Es kommt darauf an, sich diejenigen auszusuchen, die man gut mag und die einem auch Vorteile bieten. Ein Netzwerk von Freunden sollte deshalb immer auch strategisch aufgebaut werden: Was brauche ich mal und wem könnten meine Dienste hilfreich sein? Eine Hand wäscht die andere. Befolgen Sie die Tipps und Tricks aus diesem Ratgeber-Werk, dann haben Sie mehr vom Leben mit guten, hilfsbereiten und nützlichen Nachbarn.
Was macht Nachbarschaft so kompliziert?
Hand aufs Herz: Sie haben sich doch auch schon über Nachbars Hecke aufgeregt – oder? Wir stehen uns doch oft selbst im Weg. Warum ärgern wir uns über das Laub, das der Wind vom Baum auf dem Grundstück nebenan zu uns geweht hat? Niemand kann etwas dafür und macht es mit Absicht – allenfalls Wind und Wetter, die wir weder beeinflussen noch bestrafen können. Was stört uns an dem hohen Zaun? Können wir ihm nicht auch positive Seiten abgewinnen, etwa solche wie „Danke, nun kann ich mich auch mal endlich in meiner Freizeit ungezwungen gehen lassen und barfuß rausgehen oder mich in Unterhose auf den Liegestuhl legen!“ Wir selbst verkomplizieren durch unsere Reaktionen das Verhältnis zu unseren Nachbarn. Wir sind engstirnig, rechthaberisch und gönnen anderen zu wenig.
Neid, Missgunst, Eifersucht und Geltungsstreben zerstören eine gute Nachbarschaft. Man gönnt dem anderen nicht das größere Auto, den schöneren Rasen, den Swimmingpool oder auch dessen nette Freunde.
Dabei wissen wir doch alle: Miteinander zu reden, ist doch die Geheimwaffe, um jeden Streit im Keim zu ersticken. Und das geht so: „Hallo Herr Nachbar, wir feiern heute Abend meinen Geburtstag. Es könnte also etwas lauter und länger werden. Was halten Sie davon, einfach mit uns gemeinsam Spaß zu haben? Sie sind herzlich eingeladen.“ Oder wie es in einer typischen Kaffee-Werbung so schön heißt: „Hallo Frau Meier, Ihr Sohn hat mit dem Fußball meine Scheibe zerschlagen!“ – „Wollen Sie nicht erst einmal rüberkommen und mit uns eine Tasse Kaffee trinken?“ ist die entwaffnende Antwort. Oder man bringt dem Nachbarn einen Korb Äpfel vorbei. Er kann sich einfach künftig nicht mehr über Laub und Fallobst aufregen. „Den Wind aus den Segeln nehmen“ nennt man das. Sie wissen doch rechtzeitig vorher, wo der Sturm weht. Also bereiten Sie sich geschickt auf das Donnerwetter vor, wie es ja auch Flug- und Schiffs-Kapitäne machen. Dann wird die Nachbarschaft auch nicht mehr so kompliziert.
Wie steht es um unsere Streitkultur?
Genau das ist die Frage: Wir haben nämlich verlernt, für unsere Überzeugungen, Argumente und Ansichten mit guten Worten zu kämpfen. Stattdessen brüllen wir uns impulsiv an, fahren zu schnell aus der eigenen Haut. Sachliche Sprache, ruhig und gelassen vorgetragen, müsste doch eigentlich jeden Hitzkopf besänftigen. Aber wenn schon auf der anderen Seite der Empfänger gestört ist, nutzt auch nicht mehr ein Neujustieren der Antenne – das alte Problem zwischen Sender und Empfänger. Ich sende etwas aus, was gar nicht ankommt. Was natürlich auch – jetzt mal vom rein Technischen weg – mental etwas mit Empathie zu tun hat. Wir reden über Äpfel, bei unserem Gegenüber kommen aber nur Birnen an. Schon haben wir ein dickes Problem.
Ich muss also sicherstellen, dass das, worüber ich rede und wovon ich jemanden überzeugen will, auch beim anderen genauso verstanden wird. Dazu ist erst mal eine klare Sprache notwendig – nicht in Bildern/Synonymen, nicht ironisch bis ins Gegenteil verfremdet, sondern klar ausgesprochen. Ja, dabei müssen wir schon über unseren eigenen Schatten springen. Sie lieben es, in Bildern blumenreich zu sprechen. Das versteht aber nicht jeder.
Prüfen Sie sich deshalb selbst immer wieder wie es ja auch zum unbedingten Handwerk der schreiben und sprechenden Zunft gehört: Kommt meine Ausdrucksweise überhaupt noch an? Erreiche ich meine Leser und Zuhörer noch?
Und noch eins ist ganz wichtig: Sie schreiben und sprechen nie nur fürs eigene Ego, sondern für ein ganz bestimmtes Klientel. Nun gut, man darf seinen eigenen Stil haben, seine originäre Schreibe, seine Vorliebe für bestimmte Worte und Ausdrucksweisen, aber selbst die müssen uneingeschränkt ankommen. Und worüber schreibe ich hier gerade – ich ertappe mich selbst wieder einmal, denn „schreibende Zunft“ versteht auch nicht jeder. Zunft ist ein im Mittelalter geprägter Begriff für einen Berufsstand wie den der Zimmerleute, Schmiede oder eben der „Schreiber“ – heute Journalisten oder Redakteure. Manche Zünfte wie die der Marktschreier, Herolde oder Gaukler gibt es heute nicht mehr, weil sie durch moderne Arbeitsweisen/Medien abgelöst wurden. Selbst relativ junge Berufe wie die der Metteure, Schriftsetzer im Zeitungs- und Buchdruck sind mittlerweile ersetzt durch so genannte Mediengestalter. So schnell geht das, aber selbst das müsste man einem Nicht-Fachmann noch näher erklären. Also vergewissern Sie sich immer wieder, dass Ihr Nachbar nichts in den falschen Hals bekommt.
Journalisten sollten sich auch immer als Übersetzer und Vermittler sehen – wie Sie ja auch auf der Suche nach guten Nachbarn. Zurück zur Streit-Kultur – Kultur sagt ja schon, dass man sich auch im Streit, im Wort-Gefecht benehmen sollte wie ein edler Fechter, der sich an die Regeln hält und nicht unter der Gürtellinie zuschlägt wie ein Boxer mit 1000 Volt in den Armen, aber nichts in der Birne.
Wir sind ja nicht wild kämpfende Tiere, …