Zehn Prozent stecken schon mitten drin

Immer mehr Menschen geraten in die Schuldenfalle. Die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung hat mittlerweile rund zehn Prozent der knapp 40 Millionen deutschen Haushalte als überschuldet bezeichnet. Rund sechs Millionen Deutsche sollen nach neuesten Schätzen verschuldet sein. Die Deutschen stehen mit durchschnittlich 23.000 Euro in der Kreide. Rechnet man Immobilienbesitzer und Selbständige dazu, sind es im Durchschnitt sogar 36.000 Euro. Über eine Million Haushalte sind aktuell zusätzlich von der Zahlungsfähigkeit bedroht. Das heißt, sie können laufenden Verpflichtungen wie Miet- und Stromzahlung nicht mehr nachkommen. 44 Prozent der in Zahlungsschwierigkeiten Geratenen sind allein stehend. Erschreckend ist, dass bei 40 Prozent aller Ratsuchenden Kinder mit betroffen sind. Nicht umsonst hat selbst das Fernsehen dem Problem eine eigene Sendung gewidmet.

Was sind die Gründe für Schulden?

Gründe für den Weg in die Schuldenfalle gibt es viele: Arbeitslosigkeit, Scheidung, Krankheit oder der Tod des Partners können die Ursachen sein. Besonders jungen Leuten wird es leicht gemacht, schnell Schulden aufzuhäufen. Der überzogene Dispokredit, Ratenkäufe oder Handykosten sind oft die Ursachen. Dazu kommen dann oft noch der teure Führerschein und das Auto. Banken und Geschäftsleute machen es den Verbrauchern sehr einfach. Und in so manchem Insolvenzverfahren wurde den Banken bereits eine Mitschuld attestiert. Beispielsweise, wenn sie ihren Kunden anboten, einen überzogenen Dispokredit in einen Ratenkredit umzuwandeln und vielleicht in die Kreditsumme noch ein neues Sofa oder einen Flachbildfernseher mit einzuberechnen. Auch Kreditkartenfirmen sind allzu lange sehr sorglos mit der Vergabe Ihres Plastikgeldes umgegangen. Aber auch persönliche Gründe wie Spiel- oder Drogensucht können in die Schuldenfalle führen.

Eine ganze Nation auf Pump?

Doch ganz so schlimm wie in Amerika ist die Situation in Deutschland noch nicht. Die Amerikaner haben ja noch viel hemmungsloser gelebt und sich sogar ihr Gehalt vorfinanzieren lassen. Dass die führende Wirtschaftsnation dermaßen auf pump gelebt hat, rächt sich nun bitter.
Wer einmal in der Schuldenfalle hängt, den belasten tagtäglich Briefe, Rechnungen, Mahnungen und Vollstreckungsbescheide. Manche betreiben leichtsinnig „Vogel-Strauß-Politik“ und stecken den Kopf in den Sand. Sie öffnen schon gar nicht mehr die unangenehme Post, was alles aber noch schwieriger macht. So mancher Insolvenzberater hat schon die Hände über den Kopf zusammengeschlagen, wenn die Schuldner mit Schuhkartons voll ungeöffneter Post zu ihnen kamen.
Wie rutscht man in die Schuldenfalle?

In die Schuldenfalle rutscht man schneller als man denkt. Es wird einem ja heutzutage auch wirklich leicht gemacht. Schon nicht voll geschäftsfähige Kinder bekommen das Sparbuch oder ein Schüler-Girokonto angeboten. Junge Menschen wollen schnell den Führerschein haben. Der ist aber nicht gerade billig. Fahrschulen bieten mittlerweile Teilzahlungsmodelle an. Und eh man sich versieht, hat man mit null Einkommen Kosten für Handy, Führerschein und hippe Klamotten am Hals. So manch ein junger Mensch startet so schon perspektivlos in die Zukunft.

„Wie hoch soll denn Ihr Dispo sein“, ist eine beliebte Frage bei Kontoeröffnung. Wenn man den Überblick verliert, kann auch das Handy leicht zur Falle werden. Man telefoniert munter drauf los oder verschickt stundenlang SMS´s. Erst die hohe Rechnung am Monatsende schreckt einen auf. In allen Kaufhäusern sitzen heutzutage Mitarbeiter, die Sofortkredite gewähren oder Ratenverträge an Ort und Stelle abwickeln. Diese Mitarbeiter rufen, während Sie noch den Kaufvertrag unterschreiben, bei der Schufa an und überprüfen Ihre Kreditwürdigkeit. Schnell übersieht man auch Nachteiliges im Kleingedruckten. Im Internet oder am Telefon werden allzu leicht Daten herausgegeben. Schnell rutscht man hier in eine Abofalle, bei der man eine Zeitung bestellt hat oder Mitglied in einem Club geworden ist. Das alles trägt dazu bei, heute immer leichter und schneller in die Überschuldung zu kommen.

Was ist die Schufa?

Die Schufa (Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung) ist der Kreditgarant schlechthin in Deutschland. Jeder, der Geld oder Waren auf pump vergibt, wendet sich kurz an die Schufa und fragt das „Scoring“ des Antragstellers ab. Selbst bei Mietverträgen verlangen viele Wohnungseigentümer zuvor eine so genannte „Schufa-Selbstauskunft“. Denn jede Anfrage an die Schufa kostet Geld. Die Selbstanfrage muss daher der künftige Mieter auch selbst bezahlen. Aber auch vor Abschluss von Handyverträgen, Ratenkäufen oder Konteneröffnungen sowie Kreditkartenanträgen wird zuvor die Schufa befragt. Haben Sie mal eine Rechnung nicht bezahlt oder gar einen Mahnbescheid erhalten, dann steht das in den Akten der Schufa. Sollten Sie einen Offenbarungseid geleistet haben oder im Insolvenzverfahren stehen, dann weiß die Schufa Bescheid.

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